Arturo Magni

Geboren: 24. September 1925, Usmate Velate, Italien
Gestorben: 2. Dezember 2015, Samarate, Italien

 

Arturo Magni vorzustellen, hieße, das Rad neu zu erfinden. Seine Karriere begann 1947 als Mitarbeiter von Piero Remor bei Gilera. Dort arbeitete er mit an der Entwicklung des überragenden Vier-Zylinder-Motors. Mit der neuen Vier-Zylinder-Rennmaschine und den Fahrern Geoff Duke, Libero Liberati oder Umberto Masetti errang Gilera viele Rennerfolge und Weltmeistertitel. Magni kam ab 1950 zu MV Agusta und war in der Folge als Cheftechniker und Rennleiter an den unzähligen Rennerfolgen maßgeblich beteiligt. In Verbindung mit Rennfahrergrößen wie Giacomo Agostini, Gianfranco Bonera, Mike Hailwood, Umberto Masetti, Tarquinio Provini, Phil Read, Cecil Sandford, John Surtees und Luigi Taveri, um nur ein paar zu nennen, fuhr die Rennabteilung eine jahrelange Vorherrschaft auf den Grand-Prix-Strecken ein. So erarbeitete die Scuderia durch das Zusammenspiel eines exzellenten Technikers mit den Mechanikern sowie hervorragenden Rennfahrern 37 Konstrukteurs- und 38 Fahrerweltmeistertitel. Ein in der Motorradweltmeisterschaft bis heute nicht übertroffenes Ergebnis. Ab 1976 zog sich MV Agusta aus dem aktiven Rennsport zurück, 1978 wurde die Produktion eingestellt. Mit Schließung der Werkstore ging eine Ära zu Ende.

 

Arturo Magnis Stellenwert im Hause Agusta ist bis heute unbestritten und sehr hoch geschätzt. Arturo Magni blieb weiterhin der Marke MV Agusta verbunden und baute für den italienischen Vier-Zylinder Fahrwerke oder sorgte sich um die Technik. Viele sehen bei MV nur die prestigeträchtigen Vier-Zylinder Modelle, nicht so Magni: Natürlich lebt er auch die Ein- und Zwei-Zylinder-Modelle. Sein Leistungsangebot bewegt sich von der kleinen Inspektion bis zum Neuaufbau eines verwahrlosten Motorrades - den Umbau der „Emmevi 750" von Kardan auf Kette, die geschwungene Auspuffanlage etc.

 

Neben unzähligen Tunern jener Zeit erschien ab 1979 ein weiterer Namen in der Szene. Mit dem Start des Familienbetriebes um Arturo Magni und seinen beiden Söhnen, Carlo und Giovanni, konnten sich als erste die Honda-Fahrer freuen. In einer Zeit, da Honda und BMW bei den Fahrwerken noch ihre - sagen wir einmal, Problemzonen hatten - war es sehr angenehm, ein besseres „Rahmenpaket" angeboten zu bekommen.

 

Auf Anregung von Michael Hansen und Roland Schneider entstanden die Modelle Magni-Honda MH1 und MH2. Vorrangig implantierte man den 750er oder 900er Bol d´Or-Motor und erhielt ein alltagstaugliches Fahrzeug mit ansprechender Laufleistung. Eine einfache Ersatzteil-Versorgung und die optische Ähnlichkeit des Honda-Motors mit dem von MV trugen zur Beliebtheit der MH in bestimmten Kreisen bei.

 

Bereits kurze Zeit später erschienen die Magni-BMW Typen MB1 und MB2. Die gewünschte enge Zusammenarbeit mit BMW - d.h. einbaufertige Motoren und andere Komponenten, ähnlich wie Mike Krauser aus Germering für seine Fahrzeuge wie die MKM 1000 - zu erhalten, kam nicht zustande. Der Traum von Hansen/Schneider über das BMW-Händlernetz den Vertrieb der MB-Modelle abzuwickeln sollte ebenso unerfüllt bleiben. Die BMW-Motoren entstammen aus der damals aktuellen Strich-7-Serie und da bevorzugt die 750/800er oder 1000er Triebwerke.

 

Ab 1985 wurden Magnis wieder rein italienisch: Magni-Fahrwerk und Moto-Guzzi Motor. Anfangs mit den Le-Mans-Motoren bis zu den neu entwickelten Vier-Ventil-Aggregaten. Immer wieder kam es zu Verzögerungen, z.B. wenn bei Moto-Guzzi die Lieferung der Motoren ausblieb. Im Jahr 2000 kam zur Modellpalette der Suzuki-Vier-Zylinder-Motor in der Magni 1200 S zum Einsatz.

 

Wie bei Familienunternehmen meist üblich, haben auch bei Magni inzwischen die Söhne die laufenden Geschäfte übernommen. Die Fahrzeuge wurden trotz unterschiedlicher Antriebseinheiten unter den Namen „Hansen GmbH" bzw. „Magni" gebaut und verkauft. So ist im Laufe der Zeit nicht nur ein Tuner und Veredler, sondern eine eigenständige Marke entstanden. Die Verbindung des Magni-Fahrwerkes und mit der Motorentechnik, sei es von Honda, BMW, Moto Guzzi oder Suzuki, brachte wie bereits erwähnt eine hohe Alltagstauglichkeit. Zudem ermöglichte die Serienmotorleistung eine sehr gute Basis für weitere Steigerungen. Nicht zuletzt wurden mitunter sehr hohe Kilometer-Stände auf dem Tachometer erreicht, ohne häufige Werkstattbesuche oder Spezialisten aufsuchen zu müssen.

 

Die Käufer hatten verschiedene Möglichkeiten, in den Besitz eines dieser Fahrzeuge zu erlangen. Der Interessent konnte ein komplettes Fahrzeug bestellen bzw. kaufen oder er brachte die erforderlichen Teile und diese wurden mit dem Fahrwerk zu einem Ganzen verbaut. Eine weitere Möglichkeit: Man holte sich den Fahrwerksatz und komplettierte selbst. Infolgedessen ist jedes Magni-Modell ein Einzelstück.

 

Bei dieser Gelegenheit möchten wir uns bei der Familie Magni und besonders bei Giovanni Magni bedanken, der es erlaubte den Namen "Magni" für "Magni-Bayern" zu verwenden.